Nachdem die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der WM 2018 bereits in der Gruppenphase ausgeschieden war, hat sie bei der aktuell laufenden Europameisterschaft eine neue Chance, sich unter Beweis zu stellen. Für das frühe Ausscheiden bei der WM 2018 wird immer wieder der fehlende Teamgeist der Nationalmannschaft angeführt. So räumte selbst der deutsche Nationalspieler Joshua Kimmich in einem Interview kurz vor dem ersten EM-Gruppenspiel gegen Frankreich in Bezug auf die WM 2018 ein:
„Wir sind nicht als ein Team aufgetreten. […] Das wichtigste ist, dass man ein Team ist.“
Doch wie wird man eigentlich zu einem Team? Der Teamzusammenhalt wird von vielen Faktoren beeinflusst. Eine unverzichtbare Grundvoraussetzung, um als Team erfolgreich auftreten zu können, ist aber auf jeden Fall der gegenseitige Respekt – und dies gilt nicht nur im Sport. Die positive Wirkung von gegenseitiger Wertschätzung in einem Team wirkt wie Doping für die einzelnen Teammitglieder und den gemeinsamen Teamerfolg. Wer sich von anderen respektiert fühlt, kann sich freier entfalten und somit bessere Leistungen erzielen.
Respekt ist ein menschliches Grundbedürfnis und in beruflicher Hinsicht ein Indikator für erfolgreiche Zusammenarbeit. Jeder strebt nach der wohlwollenden Zuwendung anderer. Wir möchten von unseren Kollegen und Vorgesetzten wahrgenommen, akzeptiert, geschätzt und ernst genommen werden, dafür wer wir sind und auch so wie wir sind. In einer wertschätzenden Atmosphäre kann ein gut eingespieltes Team entstehen, das dynamisch auf die Anforderungen der jeweiligen Situationen reagieren kann und somit die anstehenden Aufgaben leichter bewältigt. Demnach ist gegenseitiger Respekt die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Dass Anerkennung und Wertschätzung im Beruf elementar für die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter sind, wird auch durch eine Vielzahl an Studien belegt. Mitarbeiter sind eher bereit Entscheidungen mitzutragen, Informationen weiterzugeben oder sich in Diskussionen miteinzubringen, wenn sie sich von den Kollegen und ihren Vorgesetzten respektiert fühlen. Zudem können sachliche Dialoge zur Lösung von Problemen oder Konflikten nur geführt werden, wenn die Gespräche von gegenseitigem Respekt geprägt sind, denn nur dann hören sich die Gesprächspartner auch tatsächlich aufmerksam zu. Doch was heißt es eigentlich, sich respektiert zu fühlen bzw. anderen Respekt gegenüberzubringen?
Der Begriff „Respekt“ bedeuten so viel wie „auf Anerkennung, Bewunderung beruhende Achtung“ und kommt von dem Lateinischen „respectus“, das sich mit „das Zurückblicken, Rücksicht, Berücksichtigung“ übersetzen lässt. Die Wortherkunft verdeutlicht, dass Respekt auch immer mit der Sichtweise des anderen verbunden ist. Respektieren wir jemanden, dann schätzen wir ihn wert, schenken ihm Aufmerksamkeit oder erweisen ihm unsere Ehre. Das heißt, wir achten den anderen als gleichwertigen Menschen und respektieren seine Rechte, sein Wertesystem und seine Weltanschauung. Dies ist nur möglich, wenn wir die Bereitschaft haben, uns in seine Lage zu versetzen und anerkennen, dass die Bedürfnisse unseres Gegenübers genauso berücksichtigt werden sollten wie unsere eigenen.
Beim Respekt gilt jedoch nicht automatisch das Prinzip: Wer andere wertschätzend behandelt, wird auch respektiert. Respekt kann nicht erzwungen werden. Bringt man der anderen Person jedoch Respekt entgegen, ist das meist ein erster wichtiger Schritt zum gegenseitigen Respekt. Denn erst wenn wir anderen Menschen Respekt zollen, können wir darauf hoffen, ebenso behandelt zu werden.
Dabei muss beachtet werden, dass Respekt keine Floskel bzw. Lobhudelei, sondern eine innere Haltung ist. Die Aufrichtigkeit der Wertschätzung spielt beim gegenseitigen Respektieren eine große Rolle. Andere auf authentische Weise respektvoll zu behandeln, erfordert, dass man aufgrund der eigenen inneren Haltung davon überzeugt ist, dass andere gleichwertig sind und deren Werte sowie persönliche Eigenschaften anzuerkennen sind. Unser Gegenüber erkennt an Mimik, Gestik und Körperhaltung, ob das Kompliment oder die gezeigte Wertschätzung authentisch ist oder doch nur gespielt. Das bedeutet, dass derjenige, der Respekt nur vorgaukelt, um selbst Respekt zu erhalten, von der Gegenseite schnell durchschaut werden kann und damit nur auf größere Ablehnung stoßen könnte.
So positiv sich der respektvolle Umgang und die gegenseitige Wertschätzung im Team auf die Zusammenarbeit auswirken kann, umso negativer sind die Folgen eines Mangels an Respekt unter den Kollegen. Fehlender Respekt belastet unser Selbstwertgefühl. Wir verspüren die fehlende Anerkennung, wenn bspw. Entscheidungen über unseren Kopf hinweg getroffen werden oder unsere Leistung nicht honoriert wird. Doch auch bereits Kleinigkeiten wie eine fehlende Anrede im Mailverkehr, das Missachten von guten Manieren, das ständige Zuspätkommen zu Meetings oder unsachliche Kritik führen dazu, dass wir uns von unserem Gegenüber nicht wertgeschätzt fühlen. Dies lässt Zweifel darüber entstehen, ob wir es nicht wert bzw. nicht gut genug sind, denn was wir über uns selbst denken wird stets von der Anerkennung und Wertschätzung von außen beeinflusst. Fehlender Respekt wirkt sich demnach enorm demotivierend und destruktiv auf uns und unsere Arbeit aus. Zu großer Respekt kann aber auch schnell in die andere Richtung ausschlagen und von Angstgefühlen begleitet werden. Wenn wir großen Respekt vor einer Aufgabe oder einem Kollegen haben, schwingt immer eine Angst vor dem Scheitern bzw. vor den Konsequenzen möglichen Fehlverhaltens mit. Dieser Grat ist oft tatsächlich schmal.
Hatte die deutsche Nationalmannschaft etwa zu großen Respekt vor den anderen Teams oder vor der Rolle als amtierender Weltmeister? War der Respekt untereinander zwischen erfahrenen Nationalspieler und Neulingen vielleicht zu groß oder nicht vorhanden? Was letztendlich der Grund für das frühe Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2018 war, wird wohl nie ganz aufgeklärt werden. Feststeht auf jeden Fall, dass das Teamgefühl innerhalb der Mannschaft nicht ausreichend da war und fehlender Respekt oder gar zu großer Respekt ein Grund dafür gewesen sein könnte. Denn die Zusammenarbeit im Team funktioniert nur, wenn wir uns gegenseitig wertschätzen und die Kollegen so akzeptieren, wie sie sind.
„Ein respektvolles Miteinander im Geschäftsleben wird Ihren Alltag nicht nur entspannter und konfliktärmer machen – es wird Ihnen auch messbare Erfolge bescheren.“ René Borbonus in Respekt!