Der Zahlungsverkehr auf der ganzen Welt befindet sich derzeit im Umbruch und die Zentralbanken spielen dabei eine wichtige Rolle. Auch die Europäische Zentralbank entwickelt mit dem digitalen Euro eine Ergänzung zum Bargeld. Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagt: „Unsere Arbeit soll sicherstellen, dass Privatpersonen und Unternehmen im digitalen Zeitalter weiterhin Zugang zu der sichersten Form von Geld – dem Zentralbankgeld – haben.“ Doch was ist der digitale Euro? Wie könnte dieser aussehen? Und welche Vorteile bietet er?
Was ist der digitale Euro?
Der digitale Euro ist ein digitales Zahlungsmittel der EZB, er soll das Bargeld ergänzen und nicht ersetzen. Er ist wie eine Euro-Banknote nur digital und wird in elektronischer Form von der EZB ausgegeben und kann von Privatpersonen und Unternehmen verwendet werden. Mit dem digitalen Euro soll eine weitere Zahlungsart entstehen. Als Grundlage für die Gestaltung sollen Präferenzen von Nutzern und technische Expertise von Händlern und Finanzintermediären dienen. Die Untersuchungsphase hat im Sommer 2021 begonnen und soll zwei Jahre dauern. Der digitale Euro muss in der Lage sein, den Bedürfnissen der Menschen und der Wirtschaft gerecht zu werden.
Der digitale Euro soll
- Bargeld und Einlagen ergänzen
- Synergien mit Zahlungsdienstleistern schaffen
- die Digitalisierung der europäischen Wirtschaft unterstützen
- den Zugang zu Zentralbankgeld sichern
- Risiken unregulierter Zahlungslösungen verhindern
- Verbreitung fremder Digitalwährungen zuvorkommen
Die Grundlage des europäischen Zahlungsverkehrs muss ein wettbewerbsfähiger und innovativer Zahlungsmarkt sein.
Wie könnte ein digitaler Euro aussehen?
Zu anderen digitalen Zahlungsmöglichkeiten, wie der EC- oder der Kreditkarte, wird es keinen äußerlichen Unterschied geben. Der digitale Euro kann verschiedene Formen annehmen, als Karte, aber auch die Nutzung am Computer oder über eine App am Handy ist möglich. Der Unterschied, zum bisherigen Bargeld, ist, dass das Geld nicht auf einem Konto liegt, sondern direkt von der EZB kommt. Zu den grundlegenden Anforderungen an die neue digitale Währung gehört, dass sie leicht zugänglich, robust, sicher und effizient ist. Aber auch die Wahrung der Privatsphäre und die Einhaltung des geltenden Rechts muss sichergestellt sein. Außerdem muss der digitale Euro kompatibel mit bereits bestehenden Lösungen von Anbietern privater Zahlungsdienste sein.
Warum wird der digitale Euro benötigt?
Im Moment wird ein digitaler Euro noch nicht benötigt, da im Eurogebiet aktuell noch immer ¾ der Transaktionen in bar gezahlt werden. In anderen Ländern ist die Entwicklung bereits weiter, in Schweden und in China ist eine Bargeldzahlung beispielsweise nicht mehr möglich. Der Trend geht auch bei uns immer stärker zu einer elektronischen Bezahlung. Die Geschwindigkeit im Fortschritt ist im Moment, beschleunigt durch die Pandemie, enorm. Sobald Banknoten keinen Nutzen mehr haben, hat auch die dazugehörige Zentralbank keinen Nutzen mehr, daher muss auch im Eurogebiet umgedacht werden. Die Zentralbank würde mit dem digitalen Euro die Marktmacht behalten und somit auch die Währungssouveränität. Ausländische Unternehmen, die Krypto-Währungen anbieten, sollen nicht die Macht bekommen, Preise zu bestimmen. Es soll mit dem digitalen Euro also immer eine kostenlose Möglichkeit der E-Währung im Eurogebiet geben.
Der digitale Euro soll außerdem rechtswidrige Aktivitäten verhindern und unerwünschte Auswirkungen auf Finanzstabilität und Geldpolitik vermeiden. Somit bleibt ein einfaches, allgemein akzeptiertes, sicheres und verlässliches Zahlungsmittel vorhanden. Alltägliche Zahlungen können wie gewohnt, schnell und sicher erledigt werden. Der digitale Euro würde den Übergang der europäischen Wirtschaft in das digitale Zeitalter unterstützen und Innovationen im Massenzahlungsverkehr aktiv fördern.
Die Einführung eines digitalen Euro ist außerdem sinnvoll…
- um die Digitalisierung der europäischen Wirtschaft voranzutreiben und die strategische Unabhängigkeit der Europäischen Union zu fördern
- wenn sehr großes Potenzial besteht, dass die digitalen Währungen ausländischer Zentralbanken oder digitale Zahlungsmittel privater Anbieter im Euroraum großen Zulauf finden
- als neuer Kanal für die Übertragung geldpolitischer Impulse
- um Risiken bei der regulären Bereitstellung von Zahlungsdiensten zu verringern
- um die internationale Rolle des Euro zu stärken
- um Geld- und Zahlungssysteme kostengünstiger zu gestalten und ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern.
Welche weiteren Vorteile bietet der digitale Euro?
Derzeit prüfen die EZB und die nationalen Zentralbanken des Euroraums, welche Vorteile und Risiken ein digitaler Euro hätte. Ein wichtiger Punkt ist der Schutz der Privatsphäre, der bei der EZB weiterhin einen sehr hohen Stellenwert behält, was den Kunden die gewohnte Sicherheit gibt. Es gibt außerdem immer mehr Situationen, in denen Menschen eine bargeldlose Zahlung bevorzugen. Hier bietet der digitale Euro die Effizienz eines digitalen Zahlungsmittels und ist gleichzeitig sicheres Zentralbankgeld. Der E-Euro soll das Bezahlen im internationalen Handel und im Internet einfacher und schneller machen. Zu guter Letzt würde er die Abhängigkeit von anderen Zahlungsmitteln vorbeugen.
Unterschied zu anderen digitalen Zahlungsmitteln?
In den letzten Jahren sind immer mehr digitale Zahlungsmittel entstanden und auch stark gewachsen. Facebook startet zum Beispiel nach dem Aus von Libra einen zweiten Versuch mit dem Diem-Dollar, aber auch ApplePay und Kryptowährungen wie Bitcoin bieten die Möglichkeit für bargeldloses Bezahlen. Weitere Beispiele sind PayPal oder GooglePay. Diese Zahlungsmittel werden von privaten Konzernen organisiert, die meistens im Ausland sitzen und fleißig Daten sammeln. Da es sich um private, ausländische Konzerne handelt, ist eine staatliche Kontrolle kaum möglich. Hier ist bereits der erste Vorteil des E-Euros sichtbar. Der Datenschutz wird sehr ernst genommen und die Zentralbank hat kein Interesse an dem Verkauf von Kundendaten. Hinter dem E-Euro steht die vertrauenswürdige Institution, die EZB. Der andere große Unterschied zu Kryptowährungen ist, dass der Preis für den E-Euro keinen Schwankungen unterliegen, sodass sie leicht als Zahlungsmittel und Rechnungseinheit verwendet werden kann. Es gibt beim E-Euro außerdem kein Ausfallrisiko und keinen Wertverlust. Im Moment gefährden Krypto-Währungen immer mehr den Euro, umso mehr Menschen diese nutzen, umso geringer wird der Einfluss des Euros. Wenn die Zentralbanken nicht die Hoheit über das Finanzwesen verlieren wollen, wird eine Alternative benötigt. Firmen mit Marktmacht sind Konkurrenten, die nicht unterschätzt werden dürfen.
Was machen andere Länder?
Wie bereits erwähnt ist eine Bargeldzahlung in China schon nicht mehr möglich. Auch hier soll ein E-Yuan eingeführt werden, dieser wird auch bereits getestet. Diese neue staatliche Digitalwährung – Chinese Digital Currency Electronic Payment (DCEP) – kann bereits beim Online-Shopping genutzt werden. Dieser Service ist zwar vorerst nur bei einem Anbieter möglich, es sollen nach einer angemessenen Testphase jedoch weitere dazukommen. Seit 2020 kommen bereits probeweise Apps zum Einsatz, mit denen in E-Yuan bezahlt werden kann. Zudem erhalten die Menschen einen Teil ihrer staatlichen Leistungen in der neuen Digitalwährung. Mit dem digitalen Yuan reagiert die chinesische Regierung auf den Erfolg von Kryptowährungen wie dem Bitcoin. Dabei setzt Chinas Digitalwährung auch teilweise auf eine Blockchain. Gleichzeitig kommen aber auch traditionelle Verrechnungsmethoden zum Einsatz. Auch die USA und Kanada arbeiten bereits an einer E-Währung. Jetzt stellt sich zu Recht die Frage, ob die EZB nicht schon zu spät dran ist, wenn man sieht, dass andere Zentralbanken schon weiter sind. Da die Zahlungssituation im Eurogebiet jedoch noch relativ konservativ, mit einem stabilen Bankensystem ist, kommt der Wandel zu einem guten Zeitpunkt.
Wie geht es weiter?
Die Untersuchungsphase des Projektes soll in zwei Jahren abgeschlossen sein, die Gestaltung und die Verteilung, sowie die Auswirkungen auf den Markt, sollen bis dahin geklärt werden. Während der vorausgehenden Erprobungsphase wurden keine technischen Hürden identifiziert. Im Anschluss der Untersuchungsphase soll entschieden werden, ob mit der Entwicklung des digitalen Euros begonnen wird.